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Discographie - Fatum

Inhaltverzeichnis

  1. Daten
  2. Inhalt
  3. ein paar Worte zur CD ...

Daten

Aufnahme: Bayerische Musikakademie
Hammelburg,
großer Saal, 3. - 6.9.2003

Toningenieur: Peter Zelnhöfer
Tontechnik: Heinz Merkenschlager
Digitalschnitt: Susanne Wocker
Aufnahmeleitung: Reinhard Kiendl
Redaktion Laienmusik: Fred Artmeier

Gestaltung Titel: Klaus Fleckenstein
Redaktion: Ernst Oestreicher, Birgit Schniske
Satz: LaySa Mediendienstleister, Augsburg

Inhalt

1.Ouvertüre zur Operette „Orpheus in der Unterwelt“Jacques Offenbach
2.Marcia triomphaleAmilcare Ponchielli
3.Tanz Nr. 1 aus der Jazz-Suite Nr. 2Dimitri Schostakowitsch
Bearb. Johan de Meij
4.Concertino für Marimbaphon und Blasorchester
1. Satz Vigorous
Paul Creston
Solist: Wolfgang Schniske, Marimbaphon
5.El Golpe FatalDirk Brossé
6.FatumStephan Adam
StormworksStephen Melillo
7. Timestorm
8. Before the Storm
9. Into the Storm
10.TarantellaAlfred Reed
11.Ben HurMiklos Rosza
Bearb. John G. Mortimer
12.There's no business like show businessIrvin Berlin
Bearb. Naohiro Iwai

ein paar Worte zur CD ...

Der Titel der dritten CD des Nordbayerischen Jugendblasorchesters in seiner 15jährigen Geschichte bezieht sich nicht nur auf das Kernwerk, die Ersteinspielung des gleichnamigen Werkes von Stephan Adam, der gleichsam der Hauskomponist des Orchesters ist. Denn sein blasmusikalisches Oeuvre ist unmittelbar und schicksalhaft mit diesem Orchester verbunden. So ist es nicht verwunderlich, dass der Komponist auf jedem der drei Tonträger mit einem Werk vertreten ist.

Das Nordbayerische Jugendblasorchester ist selbst eine Schicksalsgemeinschaft, die sich in der Ananke der Liebe zur sinfonischen Blasorchestermusik verbindet. Seit 1988 finden sich junge Bläser und Schlagzeuger regelmäßig – manchmal über mehr als 10 Jahre – zu den Arbeitsphasen ein und leisten dabei einen nicht geringen zeitlichen und finanziellen Eigenbeitrag. Sie verwalten sich in vielen Teilen selbst und werden vom Nordbayerischen Musikbund als musikalischer Bote im In- und Ausland getragen und unterstützt.

Die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und Fred Artmeier begleitet die Arbeit des Orchesters von Beginn an und ist dafür verantwortlich, dass das Orchester weit über die nordbayerischen Grenzen hinaus bekannt wurde. Tonmeister und Produzent Reinhard Kiendl gehört dabei nicht weniger zu dieser Schicksalsgemeinschaft, denn seine kritischen Ohren machen jede Produktion zu einem besonderen Musikerlebnis.

Die Werke auf dieser CD wollen zum einen das Thema „fatum“ aus den verschiedenen musikalischen Blickwinkeln beleuchten, zum anderen verlangte die Koproduktion mit dem BR Werke, die auch einem breiten Publikum am Radio in Länge und Anspruch zumutbar sind, ohne in die Volkstümlichkeit abzugleiten.

So beginnt die CD mit der Ouvertüre zu Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“, dem antiken Sänger, dessen Schicksal gerade in der Liebe zu seiner Gattin besiegelt wird. Denn der Sänger Orpheus dreht sich beim Weggang aus dem Reich der Toten verbotenerweise nach seiner Gattin um und muss sie so für immer verlieren. In Offenbachs kecker Parodie hilft allerdings Jupiter etwas nach, und sowohl Orpheus als auch Euridice sind darüber nicht gerade unglücklich.

Der „Marcia triomphale“ von Amilcare Ponchielli ist ein Beispiel für das kompositorische Geschick des zu Unrecht etwas verkannten italienischen Komponisten, dessen Werk, typisch für seine Zeit, geprägt war vom Dualismus zwischen der gehobenen Opernkunst der Großstadt und der provinziellen Kleinkunst. Der Komposition „fatum“ liegt der Roman „Les Travailleurs de la Mer" (Das Todesschiff) von Victor Hugo zu Grunde. Die Naturgewalten Wasser und Sturm, der Zwang des Geldes als Triebfeder des Verbrechens, sowie das Schicksal der unerfüllbaren Liebe zweier Menschen sind Grundmotiv für eine Komposition, die Stephan Adam 2003 vorgelegt hat und die vom Nordbayerischen Jugendblasorchester im Rahmen der „Mid Europe“ im gleichen Jahr uraufgeführt wurde.

Der „Tanz Nr. 1 aus der Jazz-Suite Nr. 2“ ist ein Beispiel für das Geschick, mit welchem Dimitri Schostakowitsch dem sozialistischen Realismus begegnete. Die „Jazz-Suite“ hat nämlich nichts mit dem amerikanischen Jazz gemeinsam, sondern ist auf höchster virtuoser und kompositorischer Qualität Unterhaltungsmusik. Der Solist im „Concertino für Marimba und Blasorchester" von Paul Creston ist dem NBJBO aufs engste verbunden, war er doch selbst Gründungsmitglied des Orchesters und ist heute nach seinem Studium als Dozent und Solist im NBMB tätig.

Das „Concertino für Marimbaphon“ wurde von Creston 1940 auch in einer Fassung mit Blasorchesterbegleitung vorgelegt und gehört heute zu den Standardsolowerken für dieses Instrument.

In „El Golpe Fatal“ beschreibt Dirk Brossé in sehr bildhafter und eindrucksvoller Weise die Auseinandersetzung zwischen Torero und Stier. Nach dem finalen Todesstoß für den Stier bleibt für den Komponisten die Frage nach der Sinnhaftigkeit solch blutiger „Spiele“ übrig.

„Stormworks“ wurde im August 1990 uraufgeführt und steht gleichsam synonym für das gesamte Werk von Stephen Melillo. Es steht für das „fatum“ des Lebens schlechthin: Im ersten Satz wird der Sturm gezeigt, der in uns tanzt, im zweiten ist die geheimnis- und hoffnungsvolle Vorausahnung und Unsicherheit des Lebens das Thema, der dritte Satz steht gleichsam für den Sturm des täglichen Lebens.

Eng mit dem Welt-Musikwettbewerb in Kerkrade ist die 4. Sinfonie von Alfred Reed verbunden, woraus der Finalsatz, eine schneidige Tarantella, hier zu hören ist.

Die zwei letzten Werke des Tonträgers zeigen zwei Musikbereiche, die das Repertoire des modernen Blasorchesters in besonderem Maße bestimmen und ergänzen: Die Filmmusik eignet sich gut zur Adaption für das Blasorchester, ist sie doch in ihrer Wesensart stark von bläserischen Elementen und Effekten geprägt. Miklos Roszas Filmmusik zum Monumentalfilm „Ben Hur“ ist ein zeitloses Beispiel dafür, ebenso wie der Evergreen von Irving Berlin, „There's no business like show business“ für das Blasorchester im BigBandsound, hier in einer besonders reizvollen Bearbeitung des Japaners Naohiro Iwai.

Das NBJBO bedankt sich beim Bayerischen Rundfunk, Fred Artmeier und Reinhard Kiendl und dem gesamten Technikteam für die spannungsfreien Aufnahmetage, deren Ergebnis einmal mehr unter Beweis stellt, zu welch musikalischen Leistungen engagierte Jugendliche aus unseren Musikvereinen fähig sind.

Ernst Oestreicher
Bundesdirigent und Leiter des NBJBO