Discographie - Bilder einer Ausstellung

Inhaltsverzeichnis

  1. Daten
  2. Inhalt
  3. ein paar Worte zur CD ...

Daten

Aufnahme: Bayerischer Rundfunk, Studio 1
München , 4. - 8.1.1995

Aufnahmeleitung, Schnitt: Almuth Telsnig
Toningenieur: Clemens Kamp
Tontechnik: Anna Kabisch, Walter Spring
Produzent Redaktion Laienmusik: Frad Artmeier

Gestaltung, Design: Christine Burkhard,
Christian Schauer
Executive Producer: Richard Steuart

Inhalt

Bilder einer AusstellungModest Mussorgskij
1. Promenade
2. Gnomus - Der Gnom
3. Promenade
4. Il vecchio castello - Das alte SchloßSolist: Detlev Stürzenberger, Alt-Saxophon
5. Promenade
6. Tuileries - Spielende Kinder im StreitSolist:Roger Janotta, Querflöte
7. Bydlo - Der OchsenkarrenSolist: Rudi Göpfert, Tuba
8. Promenade
9. Balle des poussions dans leurs coques - Ballet der Küklein
10. Samuel Goldenberg und SchmuyleSolist: Richard Steuart, Piccolotrompete
11. Promenade
12. Limoges, Le Marche - Der Marktplatz von LimogesMUNICH BRASS
13. Catacombae: Sepulchrum Romanum Cum Mortuis in linqua mortua
14. La cabae sur des pattes de poule - Die Hütte der Baba Yaga
15. La grande porte de Kiev - Das große Tor von Kiew
Karneval von VenedigJean Baptist Arban
Solist: Richard Steuart, Cornett
Introduktion, Thema und Variationen
Bearbeitung Roger Janotta
Originalkadenz von Jean Baptist Arban
16. Introduktion (Allegretto)
17. Thema
18. Variation I (Intervalle)
19. Varation II (Triolenzunge)
20. Varitation III (Andante - Cantabile)
21. Variation IV (Finale)

ein paar Worte zur CD ...

Professionalität und Laienmusik

Die Konzeption dieser CD

Das Nordbayerische Jugendblasorchester arbeitet seit seiner Gründung 1988 stets mit professionellen Musikern zusammen. Dies entspringt der Zielsetzung des Orchesters, Jugendlichen die Arbeitsmethoden professioneller Musiker näher zu bringen aus dem Wissen heraus, dass die optimalste Ausbildung Grundlage und Motivation für den Erfolg des musikalischen Nachwuchses darstellt.
Die Laien- oder Amateurmusik war stets der Nährboden für ein fruchtbares berufliches Musikleben. Aus den Stadtpfeifern sind immer wieder hervorragende Berufsmusiker hervorgegangen, eine Reihe von namhaften Solisten haben ihren instrumentalen Grundstock in kleinen ländlichen Kapellen erfahren.
Richard Steuart begann seinen musikalischen Werdegang selbst in einem Blasorchester in Canada im Alter von 9 Jahren. Er spielte Cornett in der Heilsarmee-Brass-Band sowie auch in der „Police Boys Band“, ein sinfonisches Jugendblasorchester, in seiner Heimatstadt Regina/Saskatchewan. Ebenso engagierte er sich bereits dort für die Ausbildung von Musikern in Jugendblas- und Jugendsinfonieorchestern.
Noch während seiner Tätigkeit als Solotrompeter der Bamberger Sinfoniker begann er, sich u.a. der Ausbildung junger Musiker in dem Unterfränkischen Jugendsinfonieorchester zu widmen.
So wundert es nicht, dass er von Beginn an auch Wegbegleiter des Nordbayerischen Jugendblasorchesters war. Schon 1989 führte er mit diesem Orchester das Trompetenkonzert von Alexander Arutiunian, ein Werk das er mehrmals auch im Fernsehen mit großen Sinfonieorchestern konzertiert hat, auf. Was lag näher, als ihn einzuladen, den Solopart auch mit dem Sinfonischen Blasorchester , welches er seit Jahren mitbetreut und fördert, zu übernehmen.
Die Integration seines Blechbläserensembles MUNICH BRASS in eine Harmoniebesetzung ist neu und bedeutet auch für die Interpreten ein nicht geringes Wagnis in der musikalischen Konzeption. Das Wechselspiel zwischen Blasorchester und Solistenensemble, die Zusammenführung in differenzierter Klangbalance führt zu einem völlig neuen Klangbild.
Die Gegenüberstellung von Solisten und Harmonieorchester schafft zusätzlich eine einzigartige räumliche Wirkung.

Erläuterungen zu den eingespielten Werken

Modest Mussorgskij
Bilder einer Ausstellung
Modest Mussorgskij schrieb den Klavierzyklus 1874 unter dem Eindruck des Besuches einer Gedenkausstellung eines engen Freundes, des Malers und Architekten Victor Hartmann, von dessen über 400 Gemälden ihn die vorliegenden zehn am meisten beeindruckt haben.
Der schroffe Realismus, die eruptive Kraft des Ausdrucks, der bizarre Humor, die naturalistisch anmutende Detailschilderung bis hin zur dämonenhaften Hintergründigkeit und vor allem russische Wildheit und tiefe Melancholie lassen das Werk zu einem der bekanntesten von Mussorgskij werden. Schon bald entstehen erste Bearbeitungen, allen voran die meisterhafte übertragung des Werkes für das Sinfonieorchester durch den französischen Komponisten Maurice Ravel.
Auch das Medium Blasorchester bietet eine große Palette an Klangmöglichkeiten. Die vorliegende Bearbeitung knüpft eine Verbindung zwischen einem Solistenensemble und dem Orchester.
Als Grundlage dienen zwei Bearbeitungen von Mark Hindsley und Richard Roblee. Wechsel von Soloabschnitten des Solistenensembles, einzelnen Solobeiträgen, reinen Orchesterabschnitten und Dialogisieren des Ensembles mit dem Orchester kennzeichnen die vorliegende Einrichtung von Richard Steuart und Ernst Oestreicher, die dem Werk eine völlig neue räumliche Dimension und zusätzliche reizvolle Klangwirkungen verleiht.
Die in den meisten Bearbeitungen auf die Ravelsche Fassung zurückgreifenden Änderungen gegenüber dem originalen Klavierzyklus wurde in dieser Bearbeitung revidiert, die von Ravel nicht berücksichtigte Promenade in einer Bearbeitung von Stephan Adam hinzugefügt.

 

Jean Baptist Arban
Karneval von Venedig
Bearbeitung für kleine Blaskapelle: Roger Jannotta
Jean Baptiste Arban wurde am 18.02.1825 in Lyon geboren. Bereits früh begann er das Studium der Trompete am Konservatorium Paris unter Prof. Dauverne und gewann dort den I. Preis 1845.
Arban ging nach diesem Studium zur franz. Marine, wo er seine künstlerische Ausdrucksstärke weiter vervollkommnen konnte. Nachdem er selbst bereits 1857 zum Professor für das damals übliche Saxhorn an der Militärakademie geworden war, wurde er am 23.01.1869 als Professor für Cornett an das Konservatorium nach Paris berufen. Während dieser Zeit führten ihn zahlreiche Konzertreisen durch Europa und Rußland.
J.B. Arban galt damals wie auch noch heute als einer der größten Cornett-Virtuosen seiner Zeit. Sein Erbe wird durch seine "Celebre Methode Complete de Cornet a Piston" am Leben gehalten.
Er starb am 09.04.1889 in Paris.
"Karneval von Venedig" zählt zu den charakteristischen Stücken von Arban. Es beginnt mit einer lyrischen Introduktion, zum ersten Mal geschmückt mit drei Original kadenzen aus Arbans ursprünglicher Cornettschule, zusammengestellt von Richard Steuart. Es folgt das in Deutschland unter dem Titel "Mein Hut der hat drei Ecken" bekannte Thema. Arban verstand es wie kein anderer, dieses Thema in verschiedenen Variationen zu verarbeiten, wobei er an den Cornett.Virtuosen enorme technische und interpretatorische Anfordererungen stellt.

 

Alexander Arutiunian
Konzert für Trompete und Orchester
Bearbeitung für Sinfonisches Blasorchester: Guy M. Düker
Alexander Arutiunian wurde 1920 in Eriwan, Armenien geboren. Am dortigen Komitas - Konservatorium studierte er Klavier und Komposition. Letzteres vervollkommnete er am Moskauer Konservatotium von 1946 bis 1948 bei H. Litinsky. Heute leitet Arutiunian die Kompositionsklasse des Eriwaner Staats-Konservatoriums.
Seine Werke werden in der ganzen Welt anerkannt und verhalfen ihm so in der internationalen kompositorischen Fachwelt zu einer geachteten Persönlichkeit.
Zu seinen meist aufgeführten Werken zählt das hier eingespielte Konzert für Trompete und Orchester.
Arutiunian hat dieses Konzert für den russischen Trompetenvirtuosen Timofei Dokshitser, von dem auch die hier eingespielte Kadenz stammt, komponiert. Seine Verbundenheit zur volkstümlichen Musik bildet in dem diesem Konzert, das im Original für Sinfonieorchester und Solotrompete angelegt worden ist, einen wesentlichen Grundstein.
Eine Umsetzung der Orchesterpartitur auf ein Sinfonisches Blasorchester erscheint daher nicht nur möglich, es vermag sogar die unterschiedlichen Klangfarben deutlich voneinander abzuheben und so den lebendigen, volkstümlichen Charakter des Stückes vielfach noch zu unterstreichen.

 

Stephan Adam
Mouvement Symphonique
Das jüngste Werk für Blasorchester von Stephan Adam wurde als Auftragskomposition des BDBVs für das 2. Deutsche Bundesmusikfest 1994 geschrieben. Ohne die technischen Möglichkeiten der Laienmusikanten zu überfordern, versucht der Komponist, den Blasorchesterklang sensibler, intimer werden zu lassen, verzichtet dabei aber nicht auf die dynamischen Höhepunkte eines großen symphonischen Blas. orchesters. Er vermeidet Verdoppelungen in den Stimmen, behandelt jedes Instrument individuell und versucht durch Solopassagen einzelner oder mehrerer Instrumente, die räumliche Klangbreite des Blasorchesters zu erweitern.
Das Werk wechselt zwischen klangflächenartigen langsamen Abschnitten im 2/2-Takt und schnellen Teilen mit pulsierender Motorik in verschiedenen Achteltakten. Dabei bewegt sich die Harmonik zwischen traditionellen Dreiklangsbildungen über dissonante Akkordstrukturen bis hin zu clusterartigen Klängen. Die Form des dreizehnminütigen Werkes wird durch motivische Verzahnungen und intervallische Charakteristiken übersichtlich und faßlich. Aus einem amorphen Zustand wird zu Beginn konkreter, unmittelbar sprechender Charakter. Das Vivace ist bestimmt vom Wechselspiel binärer und ternärer Achtelstrukturen. Das zweite Largo führt zum musikalischen und dynamischen Höhepunkt. Die Gestaltung des Schlusses erlebt einen dramaturgisch gut vorbereiteten Höhepunkt durch rhythmische, harmonische und perkussive Steigerung.